Bahnhofstr. 18
Südstr. 1
65620 Waldbrunn

06479 1354   Kontakt   Anfahrt

Über Logopädie

Verstehen und Verstanden werden, ich glaube, das wünscht sich jeder.

Ja, darum geht es in unserer Arbeit: Kommuni­kation, das heißt für uns, Ver­ständi­gung er­mög­lichen.

Ich sage, was ich haben möchte, die andere Person hört und ver­steht und reagiert ent­sprechend. Eigentlich ganz einfach!?

Wie so oft im Leben merkt man erst, wenn etwas nicht wie erwartet funktioniert, wie kompliziert all­tägliche Vor­gänge sind.

Sehen Sie sich einige Beispiele an:

Florian

Florian ist schon drei­einhalb Jahre alt. Seit knapp einem halben Jahr geht er in den Kinder­garten. Mit den Erzieher:innen und mit den anderen Kindern kann Florian sich kaum ver­ständigen. Er kann nicht erzählen, was er am Wochen­ende erlebt hat und in der Bau­ecke wird sein toller Vor­schlag nicht verstanden. Florian spricht nur wenige Wörter und kann auch noch keine Sätze bilden. Woran liegt das und wie kann ihm geholfen werden?

Florian hat eine Sprach­entwicklungs­störung. Er braucht die logo­pädische Behandlung, um die Rück­stände in der Sprach­entwicklung aufzuholen. Florian muss auch in anderen Entwicklungs­bereichen gefördert werden. Seine Mund­muskulatur trainiert er in den Logo­pädie­stunden spielerisch; im Spiel lernt er auch Hinhören und Nach­ahmen und wie er etwas bauen kann. Je mehr Florian sich verständigen kann, umso umgänglicher wird er.

Jessica

Jessica ärgert sich, weil sie ihren Namen noch immer nicht sagen kann. Sie ist gerade fünf Jahre alt geworden, aber das K und das SCH fallen ihr noch schwer. "Sessita" sagt sie, wenn jemand fragt, wie sie heißt. Jetzt will sie es schon gar nicht mehr sagen und tut so, als hätte sie die Frage gar nicht gehört.

Jessica

Jessica hat eine Sprach­entwicklungs­verzögerung. Zwischen ihrem zweiten und dritten Lebensjahr hatte sie ganz oft Mittelohrentzündung. In der logopädischen Therapie lernt sie nicht nur spielerisch wie sie mit dem Mund ein `K´ machen kann, sie entdeckt auch, dass die Laute `K´ und `T´ ganz verschieden klingen und dass TOPF und KOPF verschiedene Dinge meinen. Jessica und ihre Eltern brauchen viel Geduld.

Sophia

Für Sophia ist das Sprechen schwierig, obwohl sie eigentlich alle Laute sprechen kann, auch Sätze kann sie richtig bilden, sie hört gut und versteht alles. Trotz­dem kommt sie manchmal gar nicht weiter, als bliebe ihr ein Wort im Halse stecken. „Iiiiiiiiich“, fängt sie an zu sprechen und bis das „ich“ draußen ist, hat sie schon keine Luft mehr und dann ist sie schon recht nervös. Wenn dann der Junge aus Sophias Klasse sie auch noch nachäfft, ist es mit dem Sprechen ganz vorbei. Am liebsten würde Sophia zu hause bleiben und gar nicht mehr zur Schule gehen. Sophia stottert.

Gemeinsam mit ihrer Thera­peutin hat Sophia entdeckt, was beim Stottern passiert, was die Lippen machen, was die Zunge macht, was die Stimm­bänder machen. Sie ist sehr erleichtert, als sie in einer Übung herausfindet, wie sie selbst ihre angespannten Lippen locker machen kann, so dass die Wörter weich und flüssig heraus­kommen. Aber viel Arbeit ist das und immer wieder muss man üben.

Herr Meier

Dass er im Alter von 67 Jahren noch mal mühsam Wörter sprechen und schreiben lernt, hätte Herr Meier auch nicht gedacht. Seit seinem Schlaganfall vor einem dreiviertel Jahr kann er sich nur noch mit Mühe verständigen. Natürlich weiß Herr Meier, dass das, was da vor ihm steht, eine Tasse Kaffee ist, aber wenn er es sagen will, ist es, als läge das Wort auf seiner Zunge. „Ähm, ähm“, sagt er, „also die heiße Brühe da mein ich doch“. Manchmal sagt er auch ganz falsche Begriffe, so dass seine Angehörigen schon ganz besorgt sind.

Herr Meier leidet an einer Aphasie. Er und seine Angehörigen brauchen Rat und Hilfe. Zu Anfang war auch sein Sprechen undeutlich und beim Essen und Trinken hat er sich immer verschluckt. Das kam daher, weil der Schlaganfall nicht nur das Sprachzentrum im Gehirn geschädigt hatte, sondern auch die Hirnnerven. Die Dysarthrie und die Dysphagie haben sich durch die regelmäßigen Übungen schon gut gebessert. Für das Wörterfinden und das Schreiben braucht es wohl noch etwas länger.

Frau Kurz

Frau Kurz ist Lehrerin an einer Grundschule. Beim Sprechen vor der Klasse strengt sie sich sehr an, trotzdem wird sie kaum gehört. Ein paar mal musste sie schon zu hause bleiben, weil ihre Stimme ganz weg war. Jetzt hat der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Stimmbandknötchen festgestellt.

Frau Kurz hat eine Stimmstörung. Es ist neu und spannend für sie zu erfahren, dass beim Singen und Sprechen nicht nur der Kehlkopf, sondern der ganze Mensch von den Zehenspitzen über das Becken bis in die Daumen, der Atem, die Gefühle, die Bewegung, eben alles beteiligt ist. Alles braucht sie, um klar und kräftig, aber ohne Druck sprechen zu können.

Herr Müller

Herrn Müller hat es schwer erwischt. Der Kehl­kopf­krebs hatte sich so schnell ausge­breitet, dass der Kehl­kopf ganz entfernt werden musste. Herr Müller ist jetzt laryngektomiert. Nach Kranken­haus und Bestrahlung kommt er mehr­mals in der Woche zum Üben in die logo­pädische Praxis. Noch verständigt er sich mit Gesten und einem kleinen Täfelchen auf das er Informationen für sein Gegenüber auf­schreibt. Auch Herr Müller macht Atem- und Bewegungs­übungen. Er will die Ruktus­sprache erlernen. Tatsächlich, er übt mit der Thera­peutin das laute Auf­stoßen und das Sprechen mit den Auf­stoßtönen. Keine leichte Arbeit für ihn.